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Schwesing,

13 Wochen - 13 Märsche – Der Friesenwall und das KZ Schwesing

13 Wochen - 13 Märsche ... zum 80-jährigen Gedenken nahmen wir zusammen mit der Regieeinheit des Kreises Nordfriesland an einem der Märsche teil und informierten uns bei der vom Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing e.V. organisierten Aktion.

13 Wochen - 13 Märsche: Der Friesenwall und das KZ Schwesing


Das Technische Hilfswerk hat sich 11 Leitsätze für seine ehrenamtliche Helfenden gegeben. Sie sollen eine einfache Handlungsanweisung sein und die Grundprinzipien unserer Arbeit für die Gemeinschaft beschreiben.

Leider gab es in der dunklen Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland keine Leitsätze, die für Weltoffenheit, Vielfalt und gegen Diskriminierung waren. In der Nazizeit in Deutschland war es eher andersrum. Andersdenkende, Homosexuelle, Sinti und Roma, Zeugen Jehova und viele andere Gruppen wurden verfolgt. Besonders die systematischen Gräueltaten an den jüdischen Mitmenschen sind ein kollektives Erbe unserer Geschichte. Wozu sind Menschen doch in Stande. Unbegreifliches Leid haben die Nazis über die Erde gebracht.

“Wir bekennen uns zur Demokratie und dulden keine Diskriminierung”, heißt es in einem unserer Leitsätze. Ebenso setzten wir uns für die Vielfalt unserer Gesellschaft auch im THW ein, lautet es in einem weiteren Leitsatz. Einfache Sätze mit viel Tiefgang, mehr als man zuerst vlt. erkennt. In der täglichen Arbeit, bei der Ausbildung und in allen Diensten, sind unsere Leitsätze ein Teil unseres gemeinsamen Verständnis für „Menschen Helfen“.

Nach der Landung in der Normandie, die die Befreiung Europas von den Nazis einläutete, hatte die Naziführung Angst, dass eine weitere Landung an der Nordseeküste stattfinden wird. Im August 1944 wurde so die Führerweisung Nr. 62 ausgelost, die den Bau des Friesenwalls befahl. Ein Panzersperrwerk entlang der Küste. Ein Mammutprojekt, welches, wie so viele wahnhafte Vorstellungen vom Endsieg, am Ende die Befreiung Europas nicht aufhalten konnten.

Um den Friesenwall in die Marsch zu graben, wurden bis zu 2.500 KZ-Häftlinge vom KZ Neuengamme nach Schwesing verlegt. Die erbärmlichen und menschenunwürdigen Bedingungen der Haft sind noch jedem in Erinnerung - auch wenn diese leider immer mehr verblassen. Die letzten Zeitzeugen sind verstorben und lange gab es in Deutschland nicht wirklich ein Interesse an der Aufarbeitung dieser Zeit.

Umso mehr ist es ein sehr gutes Beispiel für die Erinnerungskultur, welches in Schwesing geschaffen worden ist.

Im September 1944 kamen die ersten Häftlinge im KZ Schwesing an und wurden direkt zum Bau des Friesenwalls geschickt. Mit der spärlichen Häftlingskleidung am Leib und im strömenden Regen, mussten sie den Friesenwall ausheben. Dies geschah nur mit einfachsten Handwerkszeugen.

Eine unglaubliche Schwerstarbeit, die auch noch durch die schlimmen Haftbedingungen und noch schlimmere Aufpasser der SS, Wehrmacht und Capos unerträglicher wurde. Als „die Hölle“ beschreibt es ein ehemaliger Häftling.

Die 13 Wochen, in denen die Häftlinge den Wall bauen mussten, jähren sich 2024 nun zum 80. mal.
80 Jahre sind vergangen - aber nicht vergessen.

So wurde vom Freundeskreis KZ Schwesing eine Aktion, unter der Schirmherrschaft des Landrates NF Florian Lorenzen, ins Leben gerufen, um diesen Marsch in Erinnerung an diese Zeit zu wiederholen. 13 Wochen jeden Samstag um 10:30 Uhr.

Gemäß unseren Leitsätzen und unserer tiefsten inneren Überzeugung nahmen wir an dem Marsch teil. Zusammen mit der Regieeinheit des Kreises NF trafen wir uns zunächst in unserem Ortsverband zu einem gemeinsamen Frühstück, welches von unserer LogV vorbereitet wurde. Danach folgte eine kurze Unterrichtung zum bevorstehenden Thema. Gestärkt und weitergebildet trafen wir frühzeitig am KZ ein und konnten das Gelernte vor Ort vertiefen.

Um 10:30 Uhr startete der gut organisierte Marsch. Nicht bei strömenden Regen, wie vor 80 Jahren, sondern bei bestem Herbstwetter ging es Richtung Husum. Gut geplante Zwischenstationen bzw. “Stolpersteine” mit weiteren Informationen zu der Aktion rundeten den Marsch ab. Besonders beeindruckend war ein Redebeitrag durch die Rotarier Husum. Auch ein Gedicht der Aktivistin  „Omas gegen Rechts“ wurde vorgetragen.

Nach knapp 8km Fußweg und ca. 3 Stunden später trafen wir gegen 13:40 Uhr an der Kleikuhle zur Abschlussveranstaltung ein. Nach dem Rücktransport in den Ortsverband wartete wieder unsere LogV mit selbstgemachter Pizza. So konnten wir gestärkt den Tag Revue passieren lassen.

Eine großartige Veranstaltung. Sichtbar und wichtiger den je zuvor.

Wir konnten aus allen unseren Gruppen und aus der Jugend Helfende gewinnen. Insgesamt nahmen sich am Samstagvormittag 14 Helfer dafür Zeit. Was zeigt wir wichtig uns allen dieses Thema ist.

Wir setzen uns für die Vielfalt unserer Gesellschaft auch im THW ein.

 

Weitere Infos gibt es hier:

KZ-Gedenkstätte Schwesing

NDR

13 Wochen

Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Schwesing

Regieeinheit Kreis Nordfriesland


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