Chronik des THW

Gründung

Das Technische Hilfswerk blickt auf eine ereignisreiche Entwicklung und viele Jahre ehrenamtliches Engagement zurück.

Am 16. September 1950 erhielt Otto Lummitzsch den schriftlichen Auftrag des damaligen Bundesinnenministers Gustav Heinemann, mit der Aufstellung eines zivilen Ordnungsdienstes zu beginnen. Heute ist die Bundesanstalt eine der modernsten Hilfsorganisationen weltweit.

Es war die Zeit der politischen und kulturellen Veränderungen und Neuerungen im Nachkriegseuropa, als sich Heinemann und Lummitzsch am 22. August 1950 in Bonn zu Gesprächen über den Aufbau eines zivilen Schutzinstrumentes in der Bundesrepublik trafen. Im Zivil- und Katastrophenschutz waren zum damaligen Zeitpunkt kaum Strukturen in der neugegründeten Republik vorhanden. Daher bedeutet die mündliche Zusage, die der Bundesinnenminister an jenem Abend gab, eine entscheidende Neuerung im deutschen Zivil- und Katastrophenschutz.

Denn einen Monat später, am 16. September, hielt Lummitzsch den Auftrag Heinemanns in Händen, mit „den Arbeiten für die Aufstellung eines zivilen Ordnungsdienstes“ zu beginnen.
Dies war die Geburtsstunde des Technischen Hilfswerks und Lummitzsch wurde der erste Direktor. Seit 1953 ist das THW durch den Errichtungserlass des Bundesinnenministeriums eine Bundesanstalt. In der Epoche des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands auch zur Aufrechterhaltung der „Öffentlichen Sicherheit“ gegründet, hat sich das THW seitdem in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt.

Von Anfang an gleich geblieben, ist jedoch der eigentliche Leitgedanke der Bundesanstalt: Die humanitäre Idee, die hinter den Einsätzen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer steht. Der humanitäre Leitgedanke und das ehrenamtliche Engagement trägt das THW nicht nur im Inland sondern auch weit über die Grenzen der Republik und Europas hinaus.


Die „Blauen Engel“

Seit über 50 Jahren ist das THW täglich in Deutschland im Einsatz, um technische Hilfe zu leisten: Von den Unglücken, die in den sechziger Jahren die Nation bewegten, wie die Sturmflut in Hamburg und das Grubenunglück von Lengede, bis zu den Hochwassern an Elbe und Oder zu Beginn des neuen Jahrtausends reicht die kompetente Hilfe der „Blauen Engel“, wie die französische Bevölkerung die Helferinnen und Helfer des THW nach deren Einsatz in Frankreich 1999 taufte.

Die Reparaturarbeiten nach der Sturmflut 1953 in den Niederlanden markieren den Beginn der Einsätze des THW im Ausland. Es folgten humanitäre Hilfsleistungen nach Dürreperioden, Bürgerkriegen und Erdbeben in Afrika, Europa und Südamerika sowie in Süd- und Südostasien nach der Tsunami-Katastrophe. 2005 leistete das THW zum ersten Mal in seiner Geschichte in den Vereinigten Staaten technische Hilfe.

Durch die kompetenten, schnellen und uneigennützigen Hilfsmaßnahmen im In- wie im Ausland erbringt das THW einen Beitrag dazu, Not und Unglück zu mindern. Es verwirklicht durch seine Einsätze nach Unglücken und in seinen langfristig angelegten Wiederaufbauprojekten im Namen der Bundesrepublik weltweit humanitäre Hilfe. Dies hat nicht selten, wie nach dem Einsatz des THW in Skopje, Jugoslawien 1963, zur Vertiefung der politischen Beziehungen zwischen den Ländern geführt.

Heute ist das THW als international tätige Einsatzorganisation an der weltweiten Verzahnung aller Hilfsorganisationen beteiligt. Als kompetenter Partner kommt dem THW dabei sowohl bei den Vereinten Nationen als auch in der Europäischen Union eine tragende Rolle zu.


Einmalig in seiner Struktur

Seit seiner Gründung hat das THW stets neue Wege beschritten und sich kontinuierlich zu einer der modernsten Hilfsorganisationen weltweit entwickelt, deren Faszination, Menschen in Not zu helfen, sich in der steigenden Zahl der Helfer widerspiegelt. Diese Wege wurden von vielen Förderern begleitet.
Einer dieser Gönner war der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher, der den Wert des Katastrophenschutzes für die Bevölkerung erkannte und die in den siebziger Jahren beginnende Neuorientierung des THW förderte.
Heute ist das THW bestrebt, sich den verändernden Gefahrenlagen anzupassen und seine Strukturen zu optimieren. Den Weg der Modernisierung und des Wandels möchte das THW ganz nach dem Ideal des ersten Bundesinnenministers und späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann beschreiten: „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“